Momentaufnahme – ohne besonderes Ziel. 1997


50 x 60 cm.
Jeweils 60 x 50 cm.
Gesamtarbeit: 120 x 220 cm

(aus der Reihe: schwarz/weiß gibt vor – mit Farbe denken)

Eiweiß – Lasurfarben auf s/w Fotovergrößerungen, aufgezogen auf 16 mm Tischlerplatten, 5 Tafeln, jeweils 50 cm x 60 cm.


Wolfgang – Joachim. 1996-1997

(aus der Reihe: schwarz/weiß gibt vor – mit Farbe denken)

Detail, 2 mal 60 x 50 cm.


Gesamtarbeit: ca. 220 x 200 cm.

Detail, 2 mal 60 x 50 cm.

Ein Streifen von vier billigen Schwarzweißautomatenfotos, fast 18 Jahre alt, ist der Beginn dieser Portraitreihe gewesen.

Diesen Streifen schenkte mir mein Bruder Wolfgang. Zufall?

Wir waren auf dem Weg zum Bahnhof Zoo. Sein Zug brachte ihn nach Amsterdam.

Jedenfalls war es das letzte Mal, daß wir uns sahen und ich hörte auch nie wieder etwas von ihm. Nur aus dritter Hand erfuhr ich weniges, nachdem er sich ein Jahr später, äußerst grausam selbst umgebracht hatte.

Eine Hommagé an meinen Bruder, mich als der sich Erinnernde, in gleichberechtigter Weise, in einer ähnlich gearteten, nicht extra gestellten, also schon vorhandenen Portraitreihe an die Seite gestellt, war die Ausgangssituation.

Vier mal vier Portraitstreifen, s/w Fotovergrößerungen, im Format 50 x 50 cm, auf Tischlerplatten aufgeleimt, mit Fotolasurfarben – und auch teilweise mechanisch bearbeitet, sind entstanden.

An Tizian und sein Bildnis Karls des V. (Alte Pinakothek München), dachte ich zuerst bei der malerischen Konzeption. Was mich vor allem daran denken ließ, das war die räumliche Illusion, die den Portraits der Renaissance (frz. Wiedergeburt) oft eine „Erhabenheit“, eine „Überhöhung“ der Dargestellten verleiht und eine Arteinsamer Bannung des portraitierten erzeugt.

Darum ging es mir.

Bewerbungsfotoreihen, in Erwartung des Lichtblitzes zwischen den Aufnahmen, die bemühte Seriosität solcher  Aufnahmen – und ein kleiner „filmischer“ Ablauf von je vier Bildern, daß ist meine, auch unbescheidene Widmung an meinen Bruder, der nicht Karl der V. war.

Joachim Lünenschloß, 1997